Seit Wochen strömen nach dieser hartnäckigen Winterkälte Menschen mit diffus schmerzenden Knochen oder rheumatischen Empfindungen im Muskelgewebe zum Arzt. Die meisten werden wegen Verdacht auf entzündliche Gelenkerkrankungen zum Nuklearmediziner überwiesen, der mittels Skelettszintigrafie jedoch keine visuell fassbaren Knochenveränderungen feststellen kann. Des Rätsels Lösung liefert eine zielgerichtete Blutanalyse im Labor: ausgeprägter Vitamin-D-Mangel – immer noch Resultat des erhöhten Sonnenlichtmangels der winterlichen Monate.
Eine Vielzahl von Beschwerden
Schätzungen sprechen von mindestens 35 Prozent der Bevölkerung – und zwar ohne den Anteil von Patienten mit Migrationshintergrund, die sich traditionell stark verhüllen, und bei denen dieses Risiko bis zu 65 Prozent betrifft. Die Symptome deuten nicht unbedingt klar in die Richtung einer Vitamin-Unterversorgung: Müdigkeit, Hautprobleme, Depression, Muskelschwäche, Muskelkrämpfe, Schmerzen in Knochen und Gelenken, vor allem in den Knien und im Rücken, Schlafstörungen, verlangsamtes Denken, erhöhte Infekt-Anfälligkeit. Auf längere Sicht sind auch die negativen Voraussetzungen für mehr Knochenbrüche, Osteoporose und andere, schmerzhafte Knochenkrankheiten gegeben.
Der Berufsverband Deutscher Nuklearmediziner e.V. rät deshalb bei unklaren Knochenschmerzen, auch die Vitaminlage abklären zu lassen. Ein Mangel liegt vor, wenn weniger als 25 Nanomol Vitamin D pro Liter Blut gemessen werden, ein schwerer Mangel bei weniger als zehn.
Täglicher Bedarf zu niedrig
Normalerweise reichen direkte Sonneneinstrahlung auf Arme, Beine und das Gesicht, dreimal pro Woche bis zu 30 Minuten, aus, um dieses Vitamin im Voraus für einen sonnenarmen Winter im Körper zu speichern. Aber immer mehr Menschen verbringen ihre Freizeit nicht im Freien, und im Sommer blocken sie die UV-Strahlung mit chemischem Sonnenschutz ab.
Der tägliche Bedarf von 5 bis 10 Mikrogramm ist nur schwer aus Vitamin D-haltigen Lebensmitteln wie Makrele, Lachs, Hering, Pfifferlingen oder Champignons zu decken. Vier Fünftel müssen wohl gezielt zusätzlich zugeführt werden.