Wissenschaftler der Universität Kopenhagen haben bei Kindern und Jugendlichen mit Adipositas Lipidbiomarker entdeckt, die auf ein erhöhtes Risiko für Typ-2-Diabetes, Leber- und Herzerkrankungen im Erwachsenenalter hinweisen. Eine einjährige Lebensstilintervention senkte die Werte dieser Lipidbiomarker, was die Bedeutung einer frühzeitigen Intervention bei Kindern mit Adipositas verdeutlicht. Die Studie wurde in der Zeitschrift Nature Medicine veröffentlicht.
Adipositas ist ein zunehmendes Problem
Die Zahl der Kinder und Jugendlichen mit Adipositas steigt weltweit an, und bis 2030 werden voraussichtlich über 250 Millionen betroffen sein. Es handelt sich um eine große Krise für die öffentliche Gesundheit, da Kinder mit Adipositas Gefahr laufen, eine Insulinresistenz, eine Fettleber und einen hohen Blutdruck zu entwickeln, was später im Leben zu Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Typ-2-Diabetes und Lebererkrankungen führen kann.
Wissenschaftler gehen davon aus, dass diese Krankheiten durch Veränderungen der körpereigenen Lipide ausgelöst werden können – eine Vielzahl von Fetten und Ölen im Körper, darunter Triglyceride und Cholesterin, die vielen Zwecken dienen, darunter der Energiespeicherung und der zellulären Signalübertragung. Es ist jedoch noch nicht genau bekannt, wie sich die Lipidarten bei Kindern mit Adipositas verändern, und wie sie mit frühen kardiometabolischen Komplikationen zusammenhängen. Nun haben Wissenschaftler der Universität Kopenhagen herausgefunden, dass Lipidarten, die mit kardiometabolischen Erkrankungen bei Erwachsenen in Verbindung gebracht werden, stark mit kardiometabolischen Risikofaktoren bei Kindern und Jugendlichen mit Adipositas assoziiert sind. Die Ergebnisse könnten den Weg für Tests ebnen, die als Frühwarnsystem für kardiometabolische Erkrankungen dienen.
Laut Postdoc Yun Huang vom Novo Nordisk Foundation Center for Basic Metabolic Research an der Universität Kopenhagen und Co-Erstautor der Studie in Nature Medicine, zeigt die Studie, dass die Auswirkungen kardiometabolisch assoziierter Lipidarten bei Kindern mit Adipositas bereits früh im Leben auftreten und insbesondere die Leberfunktion und den Glukosestoffwechsel beeinträchtigen. Diese Risikolipidspezies könnten möglicherweise als Biomarker für die Diagnose oder Vorhersage des kardiometabolischen Risikos bei Kindern mit hohem Risiko weiter erforscht werden und neue Erkenntnisse für die Früherkennung und Intervention liefern.
Frühzeitige Intervention kann das Risiko für kardiometabolische Erkrankungen umkehren
Die Wissenschaftler stützten sich bei ihren Entdeckungen auf die HOLBAEK-Studien-Biobank mit mehr als 4.000 Kindern mit und ohne Adipositas. an der Adipositas-Klinik für Kinder im Holbaek Hospital. Gemeinsam mit Wissenschaftlern des Steno Diabetes Center Copenhagen nutzten sie die leistungsstarke Massenspektrometrie-Technologie, um Hunderte einzelner Lipidspezies mit jeweils unterschiedlichen Strukturen und Funktionen zu kartieren und so ein detailliertes Bild des Lipidstoffwechsels zu erhalten. Durch die Analyse der Unterschiede in den Lipidprofilen von 958 Kindern mit Übergewicht oder Adipositas und 373 normalgewichtigen Kindern gewannen sie tiefe Einblicke in die durch Adipositas veränderten Lipidprofile und deren Zusammenhang mit dem kardiometabolischen Risiko sowie in die Fähigkeit, übermäßiges Fett in der Leber zu erkennen.
Um zu sehen, wie sich die Lipidprofile der Kinder und Jugendlichen auf eine Lebensstilintervention auswirken würden, wurden 186 Teilnehmer, die ein einjähriges Adipositas-Managementprogramm in der Adipositas-Klinik für Kinder durchliefen, vor und nach der Behandlung untersucht. Die Klinik ist ein anerkanntes europäisches Zentrum für Adipositas-Management, das die Holbaek-Adipositas-Behandlungsmethode anwendet, die eine Reihe von Empfehlungen zur Lebensführung umfasst. 83 % der Teilnehmer nahmen ab, und die Wissenschaftler stellten fest, dass sich die Werte der schädlichen Lipide parallel zum Gewichtsverlust deutlich verringert hatten. Diese Veränderungen bei den Lipidarten spielen eine Rolle bei der Erklärung des Zusammenhangs zwischen Gewichtsverlust und Verbesserungen der kardiometabolischen Merkmale. Diese Studie unterstreicht laut den Forschern die Notwendigkeit, Fettleibigkeit bei Kindern viel ernster zu nehmen, da sie das Risiko für die Entwicklung einer Reihe von Krankheiten erhöht, die die Lebensqualität beeinträchtigen. Es konnte gezeigt weden, dass eine frühzeitige Intervention das Risiko umkehren und Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit geben kann, als Erwachsene ein langes, krankheitsfreies Leben zu führen.