Während sich das Coronavirus (auch als COVID-19 bekannt), weltweit ausbreitet, suchen Wissenschaftler auf der ganzen Welt fieberhaft nach Möglichkeiten, um die Ansteckung eizudämmen, sowie einen wirksamen Impfstoff gegen das Virus zu entwickeln. Neue Untersuchungen legen nahe, dass ein Hormon namens Melatonin wirksam im Kampf gegen COVID-19 sein könnte.
Medikamente im Kampf gegen COVID-19
Es wurde festgestellt, dass COVID-19 vom Immunsystem der meisten gesunden Menschen wirksam bekämpft wird. Die meisten Todesfälle, die bisher aufgrund einer Infektion mit dem Coronavirus erfolgten, betreffen ältere Menschen, die bereits erhebliche gesundheitliche Probleme wie Herzerkrankungen, Bluthochdruck, Diabetes oder Atemwegserkrankungen haben. Während sich einige der aktuellsten Forschungsarbeiten auf die Entwicklung neuer Medikamente zur Vorbeugung oder Behandlung des Virus konzentrieren, legen andere wiederum den Fokus auf den Einsatz bereits bestehender Medikamente, die sich positiv auf die Schwere und Ausbreitung des Virus auswirken.
Die erfolgreiche Wiederverwendung bestehender Medikamente hat einen wichtigen Vorteil: Diese können in kürzerer Zeit öffentlich zugänglich gemacht werden. Bestehende Präparate haben bereits klinische Versuche und behördliche Zulassungsverfahren durchlaufen, und haben sich daher bereits als sicher für den menschlichen Gebrauch erwiesen. Zwischen dem Zulassungsprozess und jener Zeit, die für die Herstellung eines neuen Arzneimittels benötigt wird, vergeht oft viel Zeit. Daher kann die Wiederverwendung eines vorhandenen Arzneimittels Monate oder sogar Jahre einsparen.
Bereits vorhandene Präparate einsetzen
In einer an der norwegischen Universität für Wissenschaft und Technologie durchgeführten Studie wurde untersucht, wie bestimmte vorhandene Medikamente, die als antivirale Medikamenten mit Breitbandwirkung eingestuft werden, COVID-19 beeinflussen. In der Studie konzentrierten sich die Forscher auf diese Kategorie von Medikamenten, da sie zwei oder mehrere Arten von Viren gleichzeitig angreifen können.
Nach den Tests stellten die Forscher fest, dass ein paar bei der Bekämpfung von COVID-19 besonders wirksam zu sein schienen. Insbesondere fanden sie heraus, dass Chloroquin und Remdesivir in Laborexperimenten die Ausbreitung des Virus effektiv hemmen konnten. Andere Medikamente, die möglicherweise die Fähigkeit haben, das Coronavirus zu behandeln, umfassen Dalbavancin, Emetin, Monensin, Oritavancin und Teicoplanin. Auch wenn es selten vorkommt, Antibiotika für die Behandlung von Viren wiederzuverwenden, scheint es, dass die Eigenschaften dieser speziellen Präparate sie auch als antivirale Mittel wirksam machen könnten.
Die Wissenschaftler setzen ihre Forschungen fort, indem sie die Wirksamkeit dieser Arzneien im Kampf gegen COVID-19 in klinischen Studien verfolgen. Die Hoffnung besteht darin, zu zeigen, dass antivirale Medikamente mit Breitbandwirkung ein großes Anwendungsspektrum haben, und dazu beitragen, die Genesungsraten bei der Behandlung einer Vielzahl von Erkrankungen zu verbessern.
Melatonin und seine Rolle bei Viruserkrankungen
Einige der neuesten Forschungsergebnisse konzentrieren sich auch auf die Verwendung von Melatonin als mögliche Zusatzbehandlung bei COVID-19 – das ist nicht das erste Mal, dass dieses Hormon im Kampf gegen Virusinfektionen eingesetzt wird. Melatonin ist vor allem für seine Rolle bei der Regulierung des Schlaf-Wach-Zyklus und der Verwendung als Schlafmittel bekannt. Seit Jahrzehnten wird Melatonin auch auf seine potenzielle Rolle bei der Unterstützung von Virusbehandlungen untersucht.
Bereits 1988 setzten Forscher Melatonin erfolgreich ein, um Labortiere vor Viruserkrankungen zu schützen. In Studien wurden Ratten mit dem Encephalomyocarditis-Virus (EMCV) oder dem Semliki-Forest-Virus (SFV) infiziert, die beide innerhalb eines 10-Tage-Fensters tödlich enden. Tägliche Melatonin-Dosen führten jedoch zu verzögerten und reduzierten Symptomen. Darüber hinaus konnte die Todesrate gesenkt werden.
Schutz der Blutgefäße bei einer Ebola-Infektion
Später veranlasste der Ausbruch des Ebola-Virus in den Jahren 2014 bis 2016 die Forscher, die Idee der Verwendung von Melatonin zur Bekämpfung von Viren zu überdenken. Eine Folge des Ebola-Virus ist die Hemmung der Funktion des Immunsystems. Neben seiner Fähigkeit, Entzündungen entgegenzuwirken und oxidativen Stress zu reduzieren, hat Melatonin auch das Potenzial, das Immunsystem zu schützen, weswegen es zu einer vielversprechenden Behandlungsmöglichkeit im Kampf gegen Ebola geworden ist.
In Laboruntersuchungen wurde festgestellt, dass Zusatzbehandlungen auf Melatoninbasis auch zum Schutz von Blutgefäßen beitragen, die ebenfalls vom Ebola-Virus betroffen sind. Es wurde gezeigt, dass der hämorrhagische Schock, der aus der Schädigung der Blutgefäße durch das Virus resultieren könnte, in Fällen verhindert wird, in denen Melatonin verabreicht wurde. Da der hämorrhagische Schock eine der häufigsten Todesursachen ist, die dem Ebola-Virus zugeschrieben werden, könnte Melatonin eine mögliche Option sein, um die Gefäßpermeabilität zu verringern. Melatonin ist nicht dazu da, eine Viruserkrankung zu heilen, es kann jedoch Symptome verringern, die durch eine Virusinfektion ausgelöst werden.
Melatonin wirkt antioxidativ und stärkt das Immunsystem
Die Forschung zur Verwendung von Melatonin als antivirale Behandlung wurde bis heute fortgesetzt. Nun konzentrieren sich die Experten darauf, Melatonin als Behandlung von COVID-19 einzusetzen. Das liegt daran, dass dieses Virus wie jede Virusinfektion, oxidativen Stress im Körper erhöht. Unkontrolliert kann dieser Organschäden verursachen. Melatonin hingegen besitzt antioxidative Eigenschaften, die dabei helfen, freie Radikale zu bekämpfen, die zu solchen Schäden führen.
Die Verabreichung von Melatonin zusammen mit anderen Behandlungen kann dazu beitragen, eine Virusinfektion wie COVID-19 unter Kontrolle zu halten, sodass sie nicht zu einer lebensbedrohlichen Erkrankung wird. In der Zwischenzeit schützt das Hormon auch den Körper, da das Immunsystem stärker wird, und den Erreger effektiver bekämpfen kann. Insbesondere zielt Melatonin auf dieselben Protein-kodierenden Gene ab, auf die das humane Coronavirus abzielt, was dabei hilft, die Wahrscheinlichkeit zu reduzieren, dass das Virus diese Gene infiziert. Melatonin wirkt auch als entzündungshemmendes Mittel, was dazu beiträgt, die Auswirkungen eines infizierten Gens zu verringern.
Weitere Forschungen nötig
Derzeit befindet sich die Erforschung der Auswirkungen von Melatonin und wiederverwendeten Arzneimitteln auf COVID-19 im Anfangsstadium. Während die Laborforschung vielversprechende Ergebnisse erbracht hat, sind klinische Studien erforderlich, um zu bestätigen, dass diese Arzneien die gleichen Auswirkungen auf lebende Organismen haben. In der Zwischenzeit werden Menschen aufgefordert, die Sicherheitsrichtlinien zur Vermeidung einer Ansteckung weiterhin zu befolgen. Dazu gehören häufiges Händewaschen, ein Abstand von mindestens zwei Metern zu anderen Personen, und in den eigenen vier Wänden zu bleiben, wann immer dies möglich ist.