Die Ursache einer Krebsentstehung liegt unter Umständen auch dort, wo nicht danach geforscht wird – im Mund. Mangelnde orale Hygiene und überdurchschnittlich angehäufter Zahnbelag könnten gleichbedeutend mit dem stark erhöhten Risiko einer Krebserkrankung oder eines verfrühten Todes sein.
Verblüffende Langzeitstudie
Diese auf den ersten Blick unglaubliche Warnung kommt von Forschern des angesehenen Karolinska Instituts (Schweden), und beruht auf einer Langzeitstudie an einstmals 1.390 gesunden Erwachsenen. Zu Beginn im Jahr 1985 waren sie zwischen 30 und 40 Jahre alt und zeigten keine Anzeichen einer durch Bakterien hervorgerufenen entzündlichen Veränderung des Zahnfleisches und des Kieferknochens. Im Rahmen der Studie wurden am Anfang und dann 1996, 1998, 2000, 2001 und 2009 die Zahnbeläge und Verhaltensfaktoren wie Rauchen ermittelt.
Schlechte Mundhygiene erhöhrt die Gefahr für Krebs
Im Verlauf von 24 Jahren verstarben 58 Testpersonen, darunter 35 an Krebs. Alle Überlebenden hatten geringere Bakterienablagerungen an den Zähnen, seltener Zahnfleischentzündungen und weniger Zahnverlust als sie. Die Autoren der Studie kommen zu dem Schluss «…dass schlechte Mundhygiene mit erhöhter Krebssterblichkeit assoziiert werden muss.» Sie bezeichnen die Zunahme des Risikos durchschnittlich mit 79 Prozent. Dabei scheinen Männer stärker gefährdet zu sein.
Zahlreiche Faktoren verantwortlich
Ursachen einer Parodontose sind vielfältig: Rauchen, erbliche Faktoren der Steuerung des Abwehrsystems, Schwächung des Immunsystems durch berufliche und private Überlastung, Bakterienvermehrung durch zu sauren Speichel, hormonelle Störungen in der Pubertät, in der Schwangerschaft und im Klimakterium, sowie Entzündungsstoffe aus den meisten Fettgeweben bei Übergewicht. Zusätzlich fördern sowohl eine Diabeteserkrankung, als auch schlechte Mundhygiene die Zunahme von Bakterienansiedlungen. Im Alter wirken alle diese Faktoren noch stärker, weil das Immunsystem immer weniger leistet.
Vermutet wird, dass Zahnbelag verbunden mit Bakterien, Umweltgiften und bestimmten Enzymen mit der Zeit freigesetzt werden, und durch das entzündete Zahnfleisch mit reduzierter Abwehrbarriere den Blutkreislauf erreichen. Die Studie ist ein Hinweis darauf, dass man sich erst nach sorgfältiger Abwägung frei von Risiken fühlen sollte, falls überhaupt jemals.