Von «hedonischem Hunger» (nach griechisch, hē hēdonē, Freude) sprechen Wissenschaftler, wenn eine Nahrungsaufnahme nicht in erster Linie Hunger stillen, sondern eine Lust befriedigen soll. Derartiges Genuß-Essen stimuliert Gehirnstrukturen, die mit Motivation und Belohnung in Verbindung stehen. Es kann deshalb zu übermäßiger Nahrungsaufnahme kommen, wie sie bei Essen aus Hunger nicht beobachtet wird. Das berichtete kürzlich die Fachzeitschrift «Journal of Clinical Endocrinology & Metabolism.»
Dopamin stimuliert Lust auf Nahrung
Die Aktivierung des Belohnungszentrums schüttet bei jedem erfreulichen Ereignis den Neurotransmitter Dopamin aus. Das erhöht unsere Handlungsbereitschaft, weiterzumachen. Es motiviert uns, und wird auch in einen Zusammenhang mit rascherer Denkleistungen gebracht. Einzelne Studien belegen sogar die Verbesserung von Heilungsverläufen. Aber im konkreten Fall bedeutet diese Stimulierung, weiter zu essen.
Folge: Übergewicht
In Bezug auf das Essen ergab eine Studie der Universität von Neapel konkret, dass durch die erlebte Lust das Hormon Ghrelin und Fettsäuren produziert werden, die einen weiteren Verzehr erwirken (auch wenn wir satt sind). Das Überangebot an sehr leckeren Nahrungsmitteln könnte deshalb bei Millionen Menschen auf diese Weise automatisch zu Übergewicht führen.
Teenager stärker gefährdet
Bei Jugendlichen soll dieser Mechanismus besonders stark ausgeprägt sein. Im Rahmen einer kleinen Studie wurden vier Personen köstliche italienische Kuchen serviert, während vier andere mit Brot, Butter und Milch abgespeist wurden. Dann wurde ihr Blut untersucht. Bei den Lustessern wurden spezielle Substanzen nachgewiesen, die den anderen fehlten.
Dass eine Nahrungsaufnahme nicht in erster Linie zur Energiegewinnung dient, ist – evolutionär bewertet – ein relativ junges Phänomen. Die Wissenschaftler sind überzeugt, dass von einer Lust auf köstliches Essen in Verbindung mit einem großen Angebot wegen der hormonellen Stimulierung eine starke Verführungskraft ausgeht.