Experten diskutieren über den Verzicht auf die Bezeichnung «Krebs» in bestimmten Umständen, die nicht zwingend als lebensbedrohend eingestuft werden müssen. Der Begriff wird ihrer Meinung nach zu oft verwendet.
Zellhäufungen manchmal harmlos
Die ersten Krebszellen entnahm der deutsche Pathologe Dr. Rudolf Virchow Menschen, die verstorben waren. Aber nun ist die Situation eine völlig andere, wird argumentiert. Ein Arzt entnimmt einer weiblichen Brust oder einer Prostatadrüse Zellgewebe, und sucht nach unkontrolliertem Wachstum. Auslöser sind nicht Symptome, sondern die Ergebnisse von Screening. Dabei können auffällige, wenn auch harmlose, Zellhäufungen entdeckt werden.
Andere Bezeichnungen für Krebs
Als Beispiel wird die Einstufung «Kategorie Null Brustkrebs» angeführt, abgekürzt D.C.I.S. Dieser spezielle Befund betrifft rund 20 Prozent aller Brustkrebsfälle. Der Vorgang ist auf die Milchdrüse beschränkt, und wurde vor Einführung der Mammografie praktisch niemals entdeckt. Ähnliche Diagnosen gibt es in anderen Organen.
Das Urteil «Krebs» ist so mächtig, dass es schwierig wird, den Befund und die passende Antwort darauf angemessen zu vermitteln. Ersatzweise empfehlen Experten Bezeichnungen wie Dysplasie, Adenosis oder Neoplasie.