Wie entsteht Krebs?
Die Krebsentstehung ist ein Prozess, der sich über mehrere Ebenen und unterschiedliche Wege erstreckt. In der modernen Wissenschaft werden dafür die Begriffe Kaskaden und Pfade verwendet. Entlang dieser Bahnen findet sprungweise die kontrollierte, von der Evolution vorgesehene Zellentstehung und Zellprägung statt. In den vergangenen Jahrzehnten konnten dort erstmals auf molekularer Basis viele biochemische Vorgänge dieser kontrollierten Entwicklung identifiziert werden. Aber auch Abweichungen davon. Dabei konnte auch neues Wissen über spezielle Komponenten der Entstehung und der Vermeidung einer Krebsentwicklung gesammelt werden.
Oxidativer Stress
Diese Art von Stress entsteht beim Auftreten freier Radikale, die sich in unserem Organismus ungehindert entfalten können.
Die aggressiven Sauerstoff- oder Stickstoff-Verbindungen greifen unsere Zellen an und können ihre Funktionsfähigkeit beeinträchtigen. Dabei können entscheidende Proteine, Zellwände oder die Erbsubstanz geschädigt werden, auch eine Schwächung des Immunsystems ist möglich. Der Körper kann sich nicht mehr richtig gegen äußere Angriffe wehren, weswegen eine Vielzahl von ernsthaften Erkrankungen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, rheumatische Beschwerden oder sogar Krebs entstehen.
Grund für eine gesteigerte Radikalbildung ist etwa unsere industrielle Lebensweise. Schadstoffe wie Nikotin, Pestizide, verschiedene Abgase, aber auch der Konsum von Medikamenten, elektronische Strahlung und sogar Stress sorgen für eine erhöhte oxidative Belastung. Oxidativer Stress kann bis zur Zerstörung von Zellen führen. Sind zu viele betroffen, altern wir. Am Ende stirbt das ganze Organ. Wenn der Körper über genügend Abwehrkräfte verfügt, kann er solche Schäden weitgehend abfedern. Unterschiedliche Stoffwechselprodukte wie HDL-Glutathion oder bestimmte Vitamine fungieren etwa als Schutzschild gegen freie Radikale, ebenso können bestimmte Enzyme in unseren Zellen diesen aggressiven Sauerstoff-Verbindungen zu Leibe rücken.
Inflammation
Inflammatorischer Stress, auch schleichende Entzündungsreaktionen genannt, ist viele Jahre hindurch, jedoch unauffällig und unterhalb der Schmerzwahrnehmung aktiv. Diese „silent inflammation“ ist einerseits notwendig, um bestimmte Stoffwechselvorgänge zu erleichtern, jedoch ist sie auch wesentlich an zahlreichen ernsthaften Gesundheitsproblemen beteiligt, wie etwa Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Alters-Demenz, metabolischem Syndrom, Osteoporose und der Entstehung von Krebs. Chronische Entzündungen sind für ca. 20 Prozent aller Krebskrankheiten verantwortlich.
Akute Entzündungen sind normale Heilmaßnahmen des Körpers gegen Infektionen und Krankheitserreger. Wir initiieren sie automatisch mittels bestimmter Nahrungsmoleküle (Omega 6-Fettsäuren), und stoppen sie mit deren natürlichen Gegenspielern (Omega 3-Fettsäuren). Die pro-inflammatorischen Substanzen (vor allem in industriell verarbeiteten pflanzlichen Ölen) haben jedoch heute in der Nahrung ein zehn- bis zwanzigfaches Übergewicht. Sie beginnen in den Organen, zum Beispiel an den Blutgefäßen, chronische Entzündungen, die nicht abheilen, weil anti-inflammatorische Fettsäuren (z. B. in Kaltwasserfischen, Walnüssen, Leinsamen, Raps und Hanf) nur noch eine untergeordnete Rolle auf unserem Speiseplan spielen.
Krebsprävention
Dabei wäre es zu simpel, von Blockade oder Unterdrückung zu sprechen. Die Fähigkeit jedes einzelnen Moleküls, auf diese Zellvorgänge im gewünschten Sinn zu zielen, muss selbst wieder als das Ergebnis unterschiedlicher Effekte innerhalb einer Zelle gewertet werden.
Eine moderne Krebsprävention stützt sich auf mehrere Säulen. In erster Linie ist sie darauf ausgerichtet, weniger Zellschädigungen zuzulassen. Auf diese Weise wird die Häufigkeit notwendiger Reparaturmaßnahmen und damit die Gefahr unerwünschten Zellwachstums reduziert. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Beeinflussung natürlicher biochemischer Prozesse in eine Richtung, die drohende Risiken verringert. Das erzielen beispielsweise bestimmte Substanzen während der unvermeidlichen Umwandlung von Hormonen in der weiblichen Brust. Darüber hinaus wird im menschlichen Körper die Zellteilung durch bestimmte Wachstumsfaktoren angeregt. Einer von ihnen ist das Insulin. Praktizierter Krebsschutz wird durch eine Normalisierung des häufig überschießenden Insulinstoffwechsels unterstützt. Ein weiterer für die Krebsentstehung wichtiger Mechanismus ist die positive Beeinflussung des epigenetischen Codes – der Erbsubstanz, also die Aktivierung oder Deaktivierung von Proteinen und Enzymen innerhalb der Zelle.
Natürliche Pflanzenstoffe im Kampf gegen Krebs
Auf all diese Maßnahmen üben bestimmte Pflanzenbestandteile einen positiven Einfluss aus. Die Medizin kennt sie inzwischen durch epidemiologische Betrachtung und durch molekularbiologische Forschung. Sie weiß daher bereits, an welchem Punkt der Umwandlung von einer gesunden in eine ungesunde Zelle welcher Naturstoff eingreift.
Diallylsulfid: Chronische Entzündungen können zu Krebs führen. Diese bakterizide Schwefelverbindung, die sich im Knoblauch befindet, wirkt stark entzündungshemmend.
Sulforaphan Glucosinolat: Dieser in Brokkoli enthaltene Stoff blockiert Signalwege der gefährlichen Krebszellen und macht sie dadurch verletzlich.
Isothiocyanate: Diese in Brokkoli und den meisten Kohlarten befindlichen Substanzen verhindern Enzymreaktionen wie die Entgiftung des Zellgewebes und haben dadurch krebsschützendes Potential.
Der Pflanzenstoff Indol-3-Carbinol (in Brokkoli und in allen Kohlsorten) hat die günstige Eigenschaft, in der Postmenopause die Hormonumwandlung von einer Erhöhung des Brustkrebsrisikos weg in gemäßigte Bahnen zu leiten.
Die Hauptsubstanz der asiatischen Gelbwurzel (Curcuma longa) aus der Ingwer-Familie, das Curcumin, stoppt atypischen Zell-Zyklen und unterbindet die Bildung neuer Blutgefäße. Der Tumor stirbt ab. Der gleiche Effekt des Chili-Wirkstoffs Capsaicin eliminierte im Labor Prostatakrebszellen zu 80 Prozent, und Geschwulste schrumpften auf ein Fünftel ihrer Größe.
Gingerol und Shogaol: Die im Ingwer befindlichen Stoffe besitzen zusätzlich chemopräventive Fähigkeiten, ähnlich den in der Krebstherapie eingesetzten Zytostatika.
Für bestimmte Krebszellen, vor allem im Darm und in der Brust, fungiert Insulin als Wachstumsfaktor. Katechine, zum Beispiel im Grünen Tee, reduzieren jene Enzyme, die zu hohen Insulinspiegeln beitragen. Dadurch senken die polyphenolen Pfflanzenbestandteile die Konzentration dieses Hormons.
Ecdyson: Das eiweißbildende Steroid hält unter anderem in Häutungstieren die Zellvermehrung unter Kontrolle. Während es Zellirritationen vermindert, übt es gleichzeitig durch die Reduzierung des Bauchfettes positive Wirkungen auf den Fettabbau und den Muskelaufbau aus.
Pflanzen besitzen genauso Gene wie wir. Störungen ihrer Aktivierung und Deaktivierung begünstigen die Krebsentstehung. Eine betroffene Zelle produziert gewisse Eiweiße vermehrt, beziehungsweise gar nicht. Eine weitere Störung führt dazu, dass notwendige Erbinformationen nicht mehr abgelesen werden können. In diese komplizierten Regelmechanismen greifen viele Phytosubstanzen ein und normalisieren deren Funktion. Eine der aktivsten mit herausragend antionkologischer Bedeutung ist das Resveratrol.
Lycopen: Epidemiologische Studien schreiben diesem Carotinoid, dem Tomatenfarbstoff, günstige Wirkungen beim Prostatakrebs, beim Magenkrebs und durch Einwirkung auf die Hormonrezeptoren in der Brust zu. Dieser Phytostoff hemmt das Krebswachstum, reguliert die Zell-Zyklen, schützt die Erbinformation, bremst das Insulin und fördert Anti-Krebs-Enzyme.
Propolis: Hemmt das Wachstum von Krebszellen durch herbeigeführte Apoptose (Zelltod).