Auf zu hohen Blutdruck bei Älteren wird häufig besonders lax reagiert – diese Warnung wurde beim Internistenkongress in Wiesbaden offen ausgesprochen. Nur etwa 35 Prozent von 70 bis 79 Jahre alten Patienten werden sachgerecht behandelt. Bei Herzkranken unter 50 Jahren haben wenigstens sechs von zehn Betroffenen das Glück, dass bei ihnen eine Therapie veranlasst wird. Demnach ist Bluthochdruck im Alter eine «unterschätzte Katastrophe». Von drei Personen über 65 Jahren sollen zwei betroffen sein (Jüngere dürfen sich nicht in Sicherheit wiegen: Neueste Schätzungen sprechen von 37,5 Millionen Deutschen mit zu hohem Blutdruck.
Bluthochdruck bei Älteren wird wenig ernst genommen
Die Realität ist noch bitterer, wie die Universität Dresden bei einer Auswertung der Daten von 3.000 Hausarztpraxen erkannte: Selbst unter jenen wenigen älteren Patienten, die Medikamente gegen ihren Bluthochdruck erhielten, wurde fast jeder zweite nicht über seine Erkrankung aufgeklärt, da sich die Therapie in erster Linie gegenebenfalls vorhandene andere Beschwerden richtete. Alarmierendes Fazit: Bluthochdruck-Therapien werden jenen vorenthalten, die alt sind oder zuckerkrank oder beides.
Gesamtsterblichkeit lässt sich um 21 Prozent senken
Werfen wir jetzt einen Blick auf die Ergebnisse der Hyvet-Studie (HYpertension in the Very Elderly Trial, 2008). Sie prüfte weltweit bei 3.845 sehr alten Patienten (Durchschnitt 83,6 Jahre), ob sich die Blutdruckbehandlung dann noch lohnt. Das Ergebnis: Die Gesamtsterblichkeit wurde um 21 Prozent gesenkt, tödliche Schlaganfälle um 39 Prozent, Herztodesfälle um 23 Prozent und neue Herzerkrankungen um 63 Prozent.
Effektive Maßnahmen gegen Bluthochdruck
Bluthochdruck ist auch ein Fall für Selbsthilfe. Bewegung, Sport und Fahrradfahren verzögern das Steifwerden der Blutgefäße um Jahrzehnte. Das Co-Enzym Q10, ein Radikalen-Fänger, verbessert die Durchblutung und die Herzleistung, was zur Senkung des erhöhten Blutdrucks beiträgt. Die Benefits des Steroids DHEA (verschreibungspflichtig) besonders für Personen ab 50 sind bestens erforscht. Auch eine Reduzierung der verzehrten Kalorienmenge und die Reduktion der Kochsalzaufnahme im Magen-Darm-Trakt wirken blutdrucksenkend.