Terroir al Limit, Priorat, Spanien
Eine meiner Weintouren in 2012 führte mich mal wieder in die spanische Weinregion Priorat. Sehr wohl kannte ich einen Teil der Weinberge und wusste, dass ein Winzerleben hier kein Zuckerschlecken ist, aber wie hart es wirklich ist, hat mir unmissverständlich eine abenteuerliche Fahrt durch die Steillagen mit Dominik Huber vor Augen geführt. Mit seiner total verrosteten Karre, ich glaube es war ein Jeep, schaukelte und schüttelte er mich mal mehr mal weniger heftig durch seine Weinberge und Terrassen, als wolle er ein für alle Mal mir den nötigen Respekt vor einer Flasche Wein aus dieser Region einflößen. Das hat er allerdings mit Bravour geschafft. Mein Körper reagiert bei dem Gedanken an diese höllische Tour über Stock und Stein heute noch. Ich nehme automatisch vor einer Flasche Wein aus dem Priorat Haltung an, als wolle ich ihr wie einer königlichen Hoheit Respekt erweisen.
Die Leistung der Weinmacher hier hat das alle Mal verdient. Man muss schon verdammt gute Gründe haben, wenn man sich freiwillig in dieser nahezu gottverlassenen einsamen Region niederlässt und dann auch noch als Winzer, für mich fast unvorstellbar. Nicht so für den aus München stammenden Dominik Huber. Er hat sich schon bei Kollegen im Süden Frankreichs, im Languedoc, anstecken lassen und hat dann die passende Gelegenheit für ein neues Leben als Winzer genutzt, um 2001 in Torroja sein eigenes Weingut zu gründen. Gemeinsam mit Eben Sadie, einem großartigen Weinmacher aus Südafrika, begann das Projekt Terroir al Limit, was so viel wie «am Limit des Machbaren» bedeutet. Vieles ist für ihn im Keller immer noch provisorisch, das hindert ihn aber nicht daran, großartige, teils atemberaubende Weine zu keltern. Die Leitung des Betriebes ist inzwischen seine eigene Verantwortung.
Aus teils uralten, hundertjährigen Reben, die in den schiefrigen Steillagen stehen, erntet Huber Minierträge, aber die Qualität dieser Trauben ist einzigartig. Biodynamie ist hier keine Floskel, sondern selbstverständlich. Die Bodenarbeit wird von Mulis erledigt, weil kein Traktor in diesen halsbrecherischen Terrassenanlagen fahren kann. Bei den Reben setzt Dominik ganz auf heimische, also autochthone Sorten, wie die Garnacha und Cariñena. Im übersichtlichen Keller stehen oben ein paar Gärbottiche, unten liegen neue und gebrauchte Holzfässer, Barriques edler Herkunft, in denen der edle Stoff bis zur Vollendung reift.
Würziges, mit Mineralität gespicktes Aroma
Vom Basiswein Torroja vi de la Vila bis zu den Lagenweinen Arbossar und Co spielt Huber auf der kleinen, aber allerfeinsten Geige. Ist es Zauberei oder Hexerei, was dieser Kerl in dem so einfach ausgerüsteten Keller jedes Jahr aufs Neue produziert – ich weiß es nicht! Was ich aber ganz sicher weiß: die Weine schmecken alle, trotz ihrer Kraft, Tiefe und Dichte, reich, komplex, beladen mit Würze und Mineralität, wie sie nur von einem erstklassigen Terroir, eben von Terroir al Limit kommen können.
Tiefdunkelrot, strahlende Brillanz. Reich und opulent zugleich präsentiert sich das würzige, mit Mineralität gespickte Aroma. Die anfänglichen Frucht- und Beerennoten werden mit jeder Minute im Glas von Kräutern wie Thymian, Lorbeer, Wacholder, aber auch Pfeffer mehr und mehr überstrahlt. Dann Schiefer und Bodennoten, Holztöne, Vanille – wunderbar. Im Gaumen voller Saft und Kraft, straffe Gerbstoffe, mit großem Potential für eine lange Zukunft. Und das alles schon im Basiswein!