Mzokhoma Mveme & Bruwer Raats, Stellenbosch, Südafrika
Die Weine von Südafrikas Winzern haben im 20. Jahrhundert ihren zuvor lange verlorenen Platz auf den Tischen der Reichen und Schönen des Landes wieder zurückerobert. Aber nicht nur im eigenen Land hat Südafrikas Wein wieder an Bedeutung gewonnen. Neben seinem Platz in den kolonialen Mutterländern Holland und England hat er spätestens in den letzten zehn Jahren auch in Deutschland, Österreich, Frankreich oder Italien bei Weinfreunden Zuspruch gefunden. Die in den 80iger Jahren eingeleitete Wende hin zum Qualitätsmanagement ist in nahezu sämtlichen Weingütern nachvollziehbar. Sie ist teils noch in vollem Gange und bringt so immer noch neue Weine auf den Markt, die weltweit größte Anerkennung finden.
Ein Beispiel dafür ist Bruwer Raats in Stellenbosch, vom Weingut «Raats Family Wines». Begonnen hat alles mit einer Partnerschaft innerhalb der Familie, Bruder und Vater haben die kleine Kellerei mit aufgebaut. Bruwer hat sich in den Weingütern Blaauwklippen, Delaire und Zorgvliet das nötige Wissen angeeignet, bevor er endgültig 2004 das Weingut unter der Marke Raats Family Wines etablierte. Seine Leidenschaft gilt den beiden Rebsorten Cabernet Franc und Chenin Blanc. Chenin Blanc ist Südafrikas meistangebaute weiße Rebsorte und Bruwer Raats hat es verstanden, aus ihr einen Weißwein – im Barriques ausgebaut – zu produzieren, der bis heute in seiner Klasse unerreicht ist.
Kühler, frischer Geschmack mit einem Hang zu erdigen, salzigen Noten
Damit gibt sich Bruwer aber nicht zufrieden. Hartnäckig kämpft er auf seinem Weg auch bei den Rotweinen um den Titel, zu den besten des Landes zu zählen. Hierbei richtet er seinen Fokus voll und ganz auf die sehr unterschätzte Sorte Cabernet Franc. Ihr gilt seine Leidenschaft, sein Engagement. Deshalb ist sein bester Rotwein «MR de Compostella», eine Cuvée aus den Sorten Merlot, Cabernet Sauvignon, Malbec, Petit Verdot und dem höchsten Anteil von Cabernet Franc, obwohl der in Südafrikas Weinbau keinen bedeutenden Platz einnimmt.
Zusammen mit seinem Freund und Önologen Mzokhona Mvemve hat sich Bruwer entschlossen, diesen Wein unter einem eigenen Label, MR de Compostella, abzufüllen und in wenigen Jahren hat er Höchstnoten in Magazinen wie Decanter, Wine & Spirits, Wine Spectator, Wine Advocate oder der New York Times eingesammelt. Der dritte Jahrgang, Compostella 06, hat inzwischen eine wunderbare Trinkreife erreicht und ist für Südafrikas Weinszene ein beeindruckendes Beispiel für einen exzellenten und sehr charaktervollen Rotwein.
Gereifte Farbe, karminrot mit brillant strahlenden Reflexen. Pflaumenmus, Lakritze, getrocknete Tomaten und Kräuter wie Lorbeer, Thymian. Würzige Anklänge von Anis, Kümmel, Wacholder oder Zimtstange. Die Holznoten sind im gereiften Tanninkorsett bestens integriert. Kühler, immer noch frischer Geschmack mit einem Hang zu erdigen, salzigen Noten. Erstaunlich auch der kräftige, anhaltende Abgang. Zu dem Preis ein großes Trinkvergnügen.