Haut-Medoc, Bordeaux, Frankreich
Die Herkunftsbezeichnung ist in Bordeaux erst dann wirklich von Bedeutung, wenn es um die Einstufung des Weingutes selbst geht. Über Qualität sagt sie erst einmal wenig. Das wäre vergleichsweise so, als ob man in Deutschland die Herkunft Rheingau alleine als Qualitätsmerkmal sehen würde. So hat die Allerweltsherkunft Haut-Medoc lediglich den Sinn einer Orientierung. In diesem Fall bedeutet das, Haut-Medoc ist auf der «Route du Vin» von Stadt Bordeaux Richtung Norden, vor Margaux, St. Julien oder Pauillac, der Eingang zur «Himmelspforte». Es gibt viele Châteaux mit bestem Terroir, die aber dennoch bedeutungslose Rotweine produzieren, oft nur aus Mangel am nötigen Kleingeld. Das war auch so auf Château Sociando Mallet, bis 1969 der ehemalige Versicherungsmakler Jean Gautreau das heruntergekommene Anwesen erwarb.
Teils sehr würziges Bukett mit rauchigen Eichenholznoten
Er hat das Potential der reichhaltigen Kiesböden in den Weinbergen von Sociando rechtzeitig erkannt und investierte in erster Linie in das Equipment im Keller. Wenige Jahre später hatten die Weine von Sociando wieder das Format eines Cru Classé, sie zeigen sich erstklassig und sehr langlebig mit ihrem gewaltigen Tanninkorsett. Meiner Meinung nach ist der Wein trotz der strammen Preise für die Qualitätsstufe in der Hierarchie der Bordelaiser Gewächse jeden Euro wert. Ich halte ihn für eine lohnenswerte Investition in jedem Weinkeller eine Bordeauxliebhabers.
Auch in einem schwierigeren Jahrgang wie 2006 zeigt Sociando seine Größe. Mittlere Farbkonzentration, granatrot. Reiches, teils sehr würziges Bukett mit rauchigen Eichenholznoten. Lorbeer, schwarzer und grüner Pfeffer, Walnuss, Holundersaft und Brombeere. Sehr gute Konzentration mit guter Tiefe, hoher Adstringenz, die in wenigen Jahren diesem Kraftprotz zu seiner Klasse als «Vin de Garde» verhelfen wird. Bei diesem Preisniveau macht Bordeaux immer noch Freude.