Wairarapa, Johner Estate, Neuseeland
Pinot Nero, Blauer Spätburgunder oder Blauburgunder sind nur einige Bezeichnungen, unter denen die edle Rebsorte Pinot Noir in aller Welt bekannt ist. Trotz ihrer Beliebtheit beträgt ihr Anteil an der Weltrebfläche für die häufigsten Vitis-Vinifera-Reben nicht mal 1%. Pinot Noir gilt als eine der ältesten Rebsorten der Welt. Ihren Ursprung vermutet man in der Bourgogne, die auch heute noch als das Zentrum für die besten Pinot Noirs anerkannt ist. Und heute ist sie trotz ihrer mimosenhaften Art was den Anbau und Standort betrifft, eine Diva, deren Zicken großzügig in Kauf genommen werden – weil sie Weine liefern kann, die in ihrer erhabenen Eleganz und Vollkommenheit überzeugen.
Davon ist man auch in den beiden Johner Estates im badischen Kaiserstuhl und in Neuseeland, im Süden der Nordinsel, in der Region Wairarapa überzeugt. Karl-Heinz Johner ließ sich von seinem Sohn Patrick überzeugen, dass ein zweites Standbein, sprich Weingut, am anderen Ende der Welt die ideale Ergänzung zur badischen Heimat wäre. Zeitlich betrachtet ist unser Frühjahr Neuseelands Herbst, unser Sommer deren Winter. So kommt es, dass der Winzer zu den bedeutendsten Momenten, zum Beispiel der Weinlese, immer zur Stelle sein kann. Und außer Jet-Lag höchstens mal ein Wein-Lag sich dazu gesellt, weil es schon verwirren kann, wenn man auf der einen Seite gerade die Ernte abgeschlossen hat und bei der Ankunft in Europa im April die Reben blühen.
Viele Fruchtnoten, weiche, seidige Tannine
Die Johners feiern inzwischen 10-jähriges, und ich konnte beim ersten Pinot Noir Symposium in Bad Neuenahr die zwei Jahrgänge 2009 und 2010 verkosten. Mich begeisterte die Reserve in 2009 aus der Lage Gladstone mit ihren eisenhaltigen Böden. Sie überzeugte jetzt schon mit einer enormen organoleptischen Bandbreite und Trinkfreudigkeit. Neben vielen Fruchtnoten wie Kirschen, Mandarinen bis zu Zwetschgen, drängt eine ungeahnte Salzigkeit, Mineralität und Jodaromatik in den Vordergrund. Die weichen, seidigen Tannine animieren zum Nachtrinken. Die beiden Johners machten einen zufriedenen Eindruck, denn der Jahrgang 2010 präsentierte sich sogar noch einen Tick besser.