Hafer ist reich an wichtigen Phytostoffen
Als Tee, als Bad, als Müsli und mit anderen Vollkörnern gemixt als Brot können Sie die wertvollen Inhaltsstoffe der gesündesten aller Getreidesorten für Ihr Wohl wirken lassen. Gerade neueste Forschungsergebnisse würden es rechtfertigen, den Hafer als Naturmedizin einzuordnen. Glauben Sie nicht, dass das übertrieben wäre!
Kein anderes Getreide ist so reich an wichtigen Phytostoffen wie Kalzium, Eisen, Mangan, Zink, Silizium und Magnesium. Seine Vitamine der B-Gruppe leisten Beachtliches: Die Pantothensäure (B5) federt Stress ab. Die Folsäure (B9) gilt als Zell-Erneuerer. Das Thiamin (B1) ist das Nerven-Vitamin schlechthin.
Besonders zu rühmen sind die Fettsäuren, die wie in jedem Samen auch im Haferkorn enthalten sind. Die für das Herz und die wichtigsten Gefäße so gesunden ungesättigten übertreffen die übrigen um das Vierfache. Werfen wir einen Blick auf die Funktion der Linolsäure: Sie baut die Darmschleimhaut auf und ist mitentscheidend, ob Nahrungsfett in Energie umgewandelt oder in den Depotzellen verschwindet.
Hafer schützt vor Herzerkrankungen und lindert Fressattacken
Während die Hafer-Fettsäuren die Blutfettspiegel biochemisch gebremst halten, wirken teils verdauliche, teils unverdauliche Ballaststoffe des Hafers auf andere Weise als Wundermittel gegen Cholesterinrisiken. Haferschrot („oat meal“) und Haferkleie („oat bran“) enthalten Beta-Glukane. Aus dieser wasserlöslichen Substanz entsteht ein Gel, das nachweislich einige Komponenten des problematischeren Cholesterins (LDL) verklebt. Die Produktion des guten HDL-Cholesterins wird nicht beeinträchtigt.
Einzelne Studien belegen: Bereits drei Gramm dieses löslichen Haferbestandteils täglich führen zu einer statistisch auffälligen Absenkung kardiovaskulärer Erkrankungen. Abwehrzellen werden durch dieses Beta-Glukan rascher zu Infektionsherden gelotst. Die Kohlenhydrate des Haferkorns können grundsätzlich durch ihre Umwandlung in chemische Zuckermoleküle den Blutzuckerspiegel ansteigen lassen. Genau an diesem Punkt setzt Beta-Glukan ebenfalls an: Der natürliche Anstieg wird gebremst, ebenso der folgende Abfall auf das vor einer Mahlzeit übliche Niveau:
Auf diese Weise kommt es seltener und weniger ausgeprägt zu Hungergefühlen und Fressattacken. Auch dieser interessante Vorgang ist genau entschlüsselt: Das Glukan-Gel lässt bereits im Magen den Nahrungsbrei zähflüssig werden. Das verlangsamt seine Verstoffwechslung im Dünndarm und erspart dem Organismus ein Hochschnellen der ins Blut abgegebenen Zuckermoleküle.
Hafer im Kampf gegen Brustkrebs
Die Haferforschung deckte bereits eine Reihe von interessanten Wirkungsfeldern gerade für den älter werdenden Körper auf. Zu den faszinierendsten zählen zweifellos jüngste Erkenntnisse in Bezug auf den Anstieg einiger Krebsrisiken mit zunehmendem Alter.
Hafer enthält Hunderte Phytostoffe. Lignane etwa besitzen hormonähnliche Wirkungen und können vor Erkrankungen schützen, die mit der veränderten Hormonbalance einhergehen, etwa Brustkrebs. Diesen Aspekt untersuchte die Mehrzahl von Hafer-Anti-Krebs-Studien. Frauen mit hohem Haferkonsum weisen niedrigere Spiegel an zirkulierendem Östrogen auf. Diese Eigenschaft wird mit reduziertem Brustkrebsrisiko gleichgesetzt. Weniger erforscht, aber nicht weniger wichtig, sind ähnliche Aussagen in Bezug auf die Prostata, die Gebärmutter und die Eierstöcke.
Hafertee für gesunde Nieren
Als „grüner Hafer“ fristet Haferstroh ein Schattendasein in den Apotheken. Abkochungen ergeben einen reichhaltigen Trink-Tee, der die Nierentätigkeit anregt, aber auch ins Badewasser gegossen werden kann. Bei Suchtentzug schützt Hafertee die Nerven vor Symptomen der Entwöhnung.
Hildegard von Bingen und Pfarrer Sebastian Kneipp hielten ihre Zeitgenossen zum Haferverzehr an. Für Pferde war es das wichtigste Futter. Sie bekamen Hafer jedoch ungedroschen zu fressen, mit spitzen, unverdaulichen Spelzen. Die Stuhlentleerung machte den Vierbeinern zu schaffen, so dass sie meist wie kopflos durchs Gelände rasten. Daher der Ausspruch „den sticht der Hafer”.